Passionspilgern

Jede und jeder sucht sich bei sich um die Ecke ein etwa 15 km langes Wegstück und geht am an einem frei gewählten Tag los.

Gehen, Schweigen, Beten, Singen – das sind die Elemente des Passionspilgerns.

Dabei ist jede*r zwar für sich allein unterwegs, aber zugleich verbunden mit allen anderen, die das auch machen.

Beginnen Sie so:

“Ich bin da. Gott ist da. Mehr braucht es nicht.”

Und dann gehen Sie einfach los. Sprechen vielleicht ein kleines Gebet. Lassen Ihre Gedanken treiben. Schweigen. Nehmen sich eine Auszeit von dem, was Sie sonst beschäftigt.

Wenn sie mögen, dann singen Sie etwas. Vielleicht einen Choral, der Ihnen in den Sinn kommt. Vielleicht nehmen Sie sich auch ein Gesangbuch mit. Vielleicht summen Sie auch nur. Oder singen in Gedanken.

Nehmen Sie wahr, was um Sie herum ist. Die Farbe des Himmels. Den Geruch. Die Bäume. Vielleicht sehen Sie Pflanzen, die zaghaft anfangen zu knospen. Vielleicht säumen Schneeglöckchen und Krokusse Ihren Weg.

Vielleicht kommt Ihnen in den Sinn, was Sie noch alles erledigen müssen. Schieben Sie diesen Gedanken weg! Den brauchen Sie jetzt nicht. Denn Sie sind gerade einfach nur da und laufen. Da ist nichts, was Sie stört.

Und dann, wenn Sie den Zeitpunkt für gekommen halten, bleiben Sie stehen. Und sprechen Sie den 23. Psalm.

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.

Und dann gehen Sie weiter. Und überlegen Sie, ob dieser Psalm Ihnen vielleicht etwas sagt. Woran er Sie erinnert. Vielleicht an den Konfirmandenunterricht? Vielleicht hat er Ihnen Kraft gegeben in einer schweren Zeit? Vielleicht schafft er Vertrautheit? Vielleicht Trost und Hoffnung? Vielleicht finden Sie es auch irgendwie abgedroschen – dieses Bild mit dem Hirten?

Lassen Sie Ihre Gedanken schweifen. Gehen Sie weiter. Und weiter. Immer weiter. Vielleicht bleiben Sie noch einmal stehen. Sprechen den Psalm erneut. Vielleicht bleiben Sie beim Bild des Mangels hängen. “Mir wird nichts mangeln”, heißt es. Stimmt das? Auch bei Ihnen?

Gehen Sie weiter. Schweigend, summend, in Gedanken. Und irgendwann kommen Sie wieder zuhause an. Dann sprechen Sie ein Vaterunser. Als Abschluss, als Dank, als kurzes Wort zu Gott.