Zum Advent: Dein König kommt in niedern Hüllen

Dieses Adventslied ist ein deutliches Bekenntnis zu Christus, dem Erlöser und Friedefürsten.

Der Liedtext wurde im Jahr 1834 erstmals veröffentlicht. Er stammt von dem Literaturprofessor Friedrich Rückert und war bereits damals schwierig zu verstehen aufgrund seiner literarischen, nicht alltäglichen Sprache. Dabei enthält er mehrere biblische Bilder:

In der ersten Strophe reitet Jesus auf einem jungen Esel in Jerusalem ein, wie es im Evangelium zum 1. Advent, Matthäus Kap. 21, 1-11 beschrieben ist. Die gleiche Geschichte finden wir auch im Evangelium zum Palmsonntag, Johannes 12, 12-19. Gleich zu Beginn der Adventszeit sehen wir also den engen Zusammenhang von Krippe und Kreuz: Die Menschen bereiten Jesus dem Weg, empfangen ihn in freudiger Erwartung als König und Helfer mit dem Hosianna (= „Herr hilf!“). Nur wenige Tage später rufen sie „Kreuzige ihn!“. – Ganz klar fordert uns die Strophe auf: „Trag ihm entgegen Friedenspalmen, bestreu den Pfad mit grünen Halmen; so ist’s dem Herren angenehm.“ Wir sollen uns auch heute auf sein Kommen vorbereiten anstatt die Adventszeit mit allerlei Geschäftigkeiten zu füllen und uns am 25.12. zu wundern, dass plötzlich schon wieder Weihnachten ist. Wir sollen bereit sein für den Frieden, den er bringt, und ihn hineinlassen in unsere Welt.

Achtung: Es ist im Lied nicht davon die Rede, dass wir ihn kurz darauf ans Kreuz nageln lassen und verspotten sollen. Sondern die Strophen zwei bis vier beschreiben die Andersartigkeit dieses Königs: Sein Reich ist größer, mächtiger und beständiger als die Reiche dieser Welt. Er erobert nicht mit gefährlichen Waffen, sondern mit der sanften Kraft seines Glaubens. Auf diese Weise kann sich das himmlische Reich auf der ganzen Erde ausbreiten. – Mit der kämpferischen Sprache drückt Rückert hier gerade den Gegensatz zur militärischen Verwendung dieser Worte in seiner Zeit -und heute- aus: „bewaffnet mit des Glaubens Worten“ heißt: ohne Heere, Speere, Panzer, Kampfdrohnen. So abschreckend solche Formulierungen in den Ohren mancher friedliebender moderner Menschen wirken mögen, so nötig ist es leider immer wieder, daran zu erinnern: Der wahre Friedensfürst kommt nicht hoch zu Ross in glänzender Rüstung daher, sondern ganz bescheiden auf einem Esel. Wo er seine Wirkung entfalten darf, da glätten sich die Wogen, der Sturm beruhigt sich. Menschen finden wieder zueinander und zu Gott. Sogar das Osterlicht schimmert schon durch: „und schlägst in Fessel Sünd und Tod“.

Die Strophen fünf und sechs führen uns wieder in die gespaltene und finstere Welt des Hier und Jetzt, die der Erlösung so dringend bedarf. Wir warten auf den, der helfen und heilen kann, der Menschen vereinen und Frieden bringen kann. Es ist aber sein Friede, und der sieht anders aus als manche Mächtigen dieser Welt sich das vorstellen.

Der Kirchenchor an Elbe und Elde singt dieses Lied in einem romantischen Chorsatz von Arnold Mendelssohn (1855-1933) und lädt herzlich ein zum Zuhören – oder gerne auch zum Mitproben und Mitsingen! – Hier geht es zu den Chor-Terminen

Herzliche Grüße, Kantorin Dorothea Uibel

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